Bilder aus Tausenden von Holzteilchen

General - Anzeiger vom Freitag, den 18.
September 1998
Bilder
aus Tausenden von Holzteilchen
Paul Krenz steht mit
seinen Intarsienk�nsten im Guinness-Buch der Rekorde
von
Esther Bernsmann
Paul
Krenz h�lt den Weltrekord. Und den wird ihm wohl so leicht keiner streitig
machen. Es geht nicht um eine sportliche Leistung, die man trainieren kann. Es
geht um eine seltene Kunst und h�chst diffizile Fertigkeit. Krenz hat den
Kreuzweg dargestellt � aus insgesamt 18000 Holzteilchen. Der in Beuel lebende
Intarsienk�nstler hat jetzt die Urkunde von Guinness-Buch der Rekorde
entgegengenommen.
Es ist der einzige Kreuzweg,
der in Intarsien gestaltet wurde, und er schm�ckt eine Kirch in Th�ringen.
Zehn Jahre lang hat der K�nstler an diesem Lebenswerk gearbeitet. Teilweise
unter unvorstellbarem psychischen Druck. Denn der 1948 in der Ukraine geborene
K�nstler litt unter dem sowjetischem Regime, das christliche Motive verbot, ja,
deren Darstellung unter Strafe stellte.
Krenz reiste schliesslich mit seiner
Familie im Februar 1991 nach Deutschland aus. Da er nur f�nf seiner insgesamt
15 Kreuzwegstationen offiziell mitnehmen durfte, musste er den Kreuzweg zerlegen
und zwischen Furnieren als Halbfabrikat ausser Landes bringen. Drei Monate hat
er anschliessend gebraucht, um das Holzmosaik aus 85 verschiedenen Holzarten
wieder zusammenzusetzen.
Paul Krenz ist einer der wenigen
Intarsienk�nstler, der diese ungew�hnliche Kunst der in Holz eingelegten
Verzierungen heute noch beherrscht. Er hat das alte Kunsthandwerk von seinem
Vater erlernt. �Diese Kunst wird schon seit Generationen in unserer Familie
ausge�bt�, so Krenz, der seit 1993 in Beuel lebt. Im Februar 1996 hat er
sogar eine Anerkennung als deutscher Handwerksmeister erhalten.
Die Einlegearbeit erfordert die F�higkeit,
winzige Holzst�ckchen unterschiedlicher Farbnuancen und arten zu
eindrucksvollen Bildern zusammenzusetzen. Auf einer Grundfl�che leimt Krenz
hauchd�nne Furniere zusammen, schleift anschliessend das Bild und lackiert es.
Das ge�derte Holz der Furnierst�ckchen ersetzt bei ihm den Pinselstrich.
Krenz� Darstellungen sind von solch erstaunlicher Klar- und Feinheit, dass der
Betrachter erst von Nahem die Holzst�ckchen wahrnimmt, die in � mit dem
Schnitzmesser ausgehobene � Vertiefungen eingelassen sind.
Wo der Intarsienmeister mit dem Messer
ansetzt und den Lebensadern des Holzes folgt, daraus entstehen lebendige Bilder.
�Ich finde alles im Holz. Die Natur sagt viel mehr, als mancher K�nstler
schaffen kann�, sagt der bescheidene, gl�ubige K�nstler �ber sein Schaffen.
Die Maserungen bilden Linien, die Krenz so kunstvoll zu verbinden versteht, dass
daraus Portraits und biblische Szenen entstehen. �Schon als Kind habe ich in
den Maserungen des Brennholzes statt in Bilderb�chern gelesen�, sagt er
schmunzelnd.
Fr�her hat der auf einer Kunstschule
ausgebildete Kunstschreiner die klassische Richtung bevorzugt. Heute portr�tiert
er auch den Bundeskanzler in Holz. �Ich habe keine Handschrift�, kommentiert
der K�nstler seine abwechslungsreichen Motive. Durch alle Werke zieht sich
jedoch der besorgte Gedanke �ber die Zukunft �unserer eitlen Gesellschaft�.
Sein Triptychon �heute, gestern
morgen� und die Intarsie eines Asylbewerbers, der �ngstlich durch einen
Vorhang blickt, zeugen von seinen �ngsten, aber auch Hoffnungen und Sehns�chten.
�Je schwerer mir war, desto eher fand ich in meiner Holzwelt Trost�, sagt
der K�nstler, der sich als Heimatloser f�hlt. Aber seine Ideen sind, seit er
in Deutschland ist, regelrecht explodiert, so dass er mit seinen 130 Werken
zahlreiche Ausstellungen gemacht hat.
Mit
der Erfindung seiner Intarsierten Skulpturen m�chte er den n�chsten Eintrag
ins Guinness-Buch der Rekorde vornehmen. Er hat ein Verfahren entwickelt, das
das Holz so weich machen kann, dass er es an dreidimensionale Holzformen
anschmiegen kann. Bisher konnten nur flache Oberfl�chen intarsiert werden.
Durch die �Verfl�ssigung� hat er der Intarsienkunst einen neuen Weg ge�ffnet.